- 1. Juni 2023
Wie heizen wir in Zukunft?
Öl- und Gasheizungen werden ab 2024 nicht verboten!
Die Energiewende ist in Deutschland beschlossene Sache. Sie bedeutet den Wechsel von einer fossilen zu einer regenerativen Energieversorgung. Bis 2030 sollen die Treibhausgase im Vergleich zu 1990 um 65 Prozent gesenkt werden und bis 2045 soll Klimaneutralität erreicht sein. Die Bundesregierung bereitet gerade die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) vor, die zurzeit in einem politischen Prozess gesellschaftlich abgestimmt wird. Ein wesentlicher Inhalt: ab 2024 soll jede neu eingebaute Heizung zu 65 % mit Erneuerbaren Energien betrieben werden.
Mit dem neuen GEG soll die Anschaffung von Öl- und Gasheizungen ab nächstem Jahr keinesfalls verboten werden, wie vielfach falsch kommuniziert wird. Für diese Technik soll der Schlussstrich 2045 gezogen werden. Es bedeutet aber, dass wir uns bereits jetzt durch die vermehrte Nutzung von regenerativen Energien von zukünftig unbezahlbaren Heizöl- und Gaspreiskosten befreien können.
Außer der Möglichkeit auf Hybridsysteme zu setzen (Öl-/Gasheizung kombiniert mit Erneuerbarer Energie) werden folgende Heizmöglichkeiten als zukunftsfähig angesehen:
- Anschluss an ein Wärmenetz
- Biogas- und Biomasseheizungen
- Solarthermie
- Umweltwärme
- Wasserstoff-/Brennstoffzellenheizungen
- Stromdirektheizungen
Es wird im GEG-Novellierungsentwurf somit keine Heizungsart bzw. keine technische Lösung bevorzugt. Alle vorgesehenen Lösungen stehen gleichberechtigt nebeneinander. Daneben setzt die Bundesregierung im Wesentlichen auf den Aus- und Umbau bestehender Wärmenetze sowie den Neubau von Wärmenetzen.
Neubau
Bei vorhandenen großen Wärmequellen, im städtischen Bereich, bei der Quartierssanierung, aber auch für Neubaugebiete sowohl im städtischen als im ländlichen Raum können Wärmenetze eine gute Lösung sein. Im Ein- und Zweifamilienhausneubau ist die Wärmepumpe momentan die beliebteste Heizungsart. Das könnte sich ändern, sobald die kommunale Wärmeplanung Fahrt aufgenommen hat.
Gebäude im Bestand
Ein wesentliches Kriterium für den Einsatz einer Heizungstechnik im Gebäudebestand ist der aktuelle Energiestandard des Gebäudes. Hier kann ein Energieberater maßgeblich unterstützen. Falls Sanierungsbedarf besteht, sollte man die Maßnahmen am besten parallel mit der Planung einer Heizungsumstellung erledigen – egal, in welcher Reihenfolge oder in welchem Zeitraum die Maßnahmen umgesetzt werden sollen.
Biogas-/Biomasse, Solarthermie
Biogas- und Biomasseheizungen bieten sich an, wenn man über gute und möglichst langfristige, also nachhaltige Lieferquellen verfügt. Solarthermie eignet sich für die Warmwasseraufbereitung und als Heizungsunterstützung. Für den alleinigen Ganzjahresheizbetrieb ist sie wegen des hohen Speicherbedarfs und der erforderlichen Kollektorfläche meist unwirtschaftlich und wird daher eher selten eingesetzt. Sind neben Photovoltaik-Freiflächenanlagen auch Solarthermie-Freiflächenanlagen im Großformat vorhanden oder geplant, wird diese Heizungsart auch zunehmend genutzt werden.
Umweltwärme
Die Energiequelle mit dem größten Nutzungspotential in Bezug auf Heizzwecke ist die kostenlose Umweltwärme. Die Nutzung der Umweltwärme erfolgt in der Regel durch eine Wärmepumpe, die Energie aus der Luft, dem Erdboden oder Wasser entnimmt und mit einer Kilowattstunde Strom drei, vier oder mehr Kilowattstunden Wärme erzeugt. Wärmepumpen basieren auf einer ungefähr 200 Jahre bekannten Technik. Die meisten nutzen sie bereits in ihrem Haushalt bei Kühlgeräten oder auch im Auto.
Die Wärmepumpe
Wärmepumpen stehen mit an erster Stelle, wenn es um Energieeffizienz und Umweltfreundlichkeit geht. Sie arbeiten am effizientesten bei niedrigen Temperaturdifferenzen zwischen Wärmequelle und Heizungsvorlauf. Sie werden mittlerweile mit Vorlauftemperaturen bis 75 °Celsius angeboten. Sie funktionieren auch noch bei zweistelligen Minusgraden, die bei uns an einigen Tagen im Jahr auftreten können. Im europäischen Vergleich sind die Deutschen allerdings noch Wärmepumpenmuffel bei der Anzahl der eingebauten Wärmepumpenheizungen bezogen auf die Einwohnerzahl. Die Nordländer sind hier besonders weit. Norwegen, Finnland und Schweden führen die Statistik an. Bei Ihnen wurden im letzten Jahr im Vergleich mehr als 10-mal so viel Wärmepumpen verbaut.
Bei Neubauten ist die Wärmepumpe mittlerweile die beliebteste Heizungsart. Selbst bei vielen Bestandsbauten kann sie direkt oder mit überschaubaren Veränderungen an Haus und Heizungstechnik eingesetzt werden. Gebäude mit einer sehr schlechten Energieeffizienz erfordern Maßnahmen zur Reduzierung des Energiebedarfs. Diese wären mittelfristig aber sowieso nötig, wenn man etwas gegen die in den kommenden Jahren steigenden Energiekosten machen will. Die meisten Wärmepumpen kann man zum Heizen im Winter und zum Kühlen im Sommer verwenden. Das wird bei dem zu erwartenden Temperaturanstieg durch den Klimawandel zukünftig eine immer größere Rolle spielen.
Hier kann man überprüfen, ob eine Wärmepumpe für das Gebäude geeignet ist:
https://www.co2online.de/service/energiesparchecks/waermepumpencheck/
Wasserstoff
Für Heizungen, die Wasserstoff als Energiequelle nutzen, ist nicht absehbar ob bzw. wann Wasserstoff im Gasnetz eine Rolle spielen könnte. In Schaumburg gibt es derzeit noch keine konkreten Pläne zur Wasserstoffversorgung für den Gebäudebereich. Vorerst sind die Kosten zur Produktion von grünem Wasserstoff mittels Elektrolyse noch zu hoch für einen wirtschaftlichen Einsatz im Wärmesektor.
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