Um die Realisierung aussichtsreicher Vorhaben zu unterstützen, hat der Landkreis Schaumburg mit der Gründung der Energieagentur Schaumburg im Jahr 2021 sowie der Besetzung der Wasserstoff-Leitstelle wichtige Weichenstellungen vorgenommen. Laufende Projekte in der Region aber auch neue Konzepte erfahren so eine wertvolle Unterstützung. Im Folgenden ist eine Auswahl aktueller Projekte aufgeführt.
Beispielhaft ist hier die Gewinnung von Wasserstoff aus organischen Reststoffen zu nennen. Hierzu soll in Zusammenarbeit zwischen dem Unternehmen VAWT Engineering und der Abfallwirtschaft Schaumburg (AWS) eine Testanlage entstehen, die über einen thermolytischen Prozess in der Lage sein wird, organische Reststoffe in ihre Hauptbestandteile Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid zu zerlegen und einer weiteren Verwertung zuzuführen. Auf diese Weise können bspw. nicht recyclebare Kunststoffe und Klärschlämme einer sinnvollen wertstofflichen Nutzung zugeführt werden. Anhand des Betriebs der geplanten Kleinanlage sollen wichtige Erkenntnisse für die Chancen und Möglichkeiten eines solchen Verwertungsprozesses gewonnen werden.
Ein weiteres innovatives Projekt mit ausgeprägtem Pilotcharakter ist das Endlos-Energie-Zentrum Schaumburg (EEZ), welches durch die EEZ GmbH & Co. KG realisiert wird. Geschäftsführer Dieter Ahrens verfolgt hierbei die Idee, mit überschüssigem Strom im Sommer Wasserstoff zu produzieren. Auf Basis einer großzügig dimensionierten Photovoltaikanlage auf dem Dach und an den Fassaden des EEZ sowie eines Druckgasspeichers kann so der „Sommer mit in den Winter“ genommen werden. Im Winterhalbjahr wird der Wasserstoff dann über eine Brennstoffzelle in elektrische und thermische Energie umgesetzt. Auf diese Weise kann sich das gesamte Bürogebäude ohne Netzanschluss für Strom und Gas ganzjährig vollständig autark versorgen.
Die Halde Georgschacht ist ein ambitioniertes Photovoltaik-Großprojekt am ehemaligen Steinkohle-Standort Georgschacht im Westen von Stadthagen. Eine PV-Installation von bis zu 24 ha inkl. des Haldenköpers und umliegender Flächen bietet hier ein Potential von ca. 25 MWp Erzeugungsleistung, welche einem jährlichem Energieertrag von 24 GWh entspricht. Nur mit einem signifikanten Ausbau der erneuerbaren Energien kann die Grundlage für eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Wasserstoffwirtschaft realisiert werden. Eine Elektrolyse-Einheit zur Produktion von Wasserstoff am Standort Georgschacht könnte anteilig mit PV-Strom und durch die Nähe zum Netzpunkt von Westfalen Weser auch netzdienlich betrieben werden und mögliche Überschüsse aus dem Netz aufnehmen. Wasserstoff könnte zur Dekarbonisierung ansässiger Unternehmen oder auch für den Mobilitätssektor eingesetzt werden.
Hier sind die Aktivitäten von kompetenten Projektpartnern wie H2 Green Power & Logistics und GP Joule zu nennen. Interessierte Logistik-Unternehmen, vor allem entlang der A2, werden hier vorrangig angesprochen, um die Wasserstofftechnologie im Schwerlastbereich voranzubringen. Dabei würde die Versorgung erster H2-LKW durch die Bereitstellung von Wechselcontainern möglich sein, um in der Anlaufphase die teure Investition in eine H2-Tankstelle zu vermeiden. Mittelfristig sind aber sowohl die H2-Produktion in der Region, bspw. am Standort Georgschacht, als auch eine adäquate Tankstelleninfrastruktur in den Konzepten enthalten. Zudem könnten H2-Tankstellen perspektivisch an das vorhandene Gasnetz angeschlossen werden, sollte hier eine Umstellung von Erdgas auf Wasserstoff erfolgen.
